Das Schloss Chillon

Anfang Juli bin ich in die französische Schweiz gereist, um dort einen Freund zu besuchen. Bei dieser Gelegenheit habe ich das Schloss Chillon besichtigt. Für Fans des Holzhandwerks gibt es reichlich zu entdecken : Aufwändige Verkleidungen von Decke und Gebälk ; Türen, Fenster und Fensterläden im neogotischen Stil ; eine riesige Sammlung an Truhen mit wunderschönen Beschlägen und Schnitzarbeiten.

Das Schloss Chillon liegt am südlichen Zipfels des Genfer Sees, also im französisch-sprachigen Wardland (Vaudois). Genauer gesagt liegt es im See ; es handelt sich nämlich um eine Wasserburg. Sie wurde schriftlich erstmals um 1150 erwähnt und ist somit eine der ältesten ihrer Art. Seit ihrer Erbauung ist sie durch viele Hände gegangen und war auch stets umkämpft. Dazu könnt ihr genaueres recherchieren, falls es euch interessiert, oder am besten natürlich selbst hinfahren. Ich verlinke unten die offizielle Website. In jedem Fall wurde sie häufiger umgebaut und neu gestaltet.

Wer sich für Architektur begeistert, dem wird die präzise Planung auffallen, mit der die Funktionalität der Burg gesichert wurde : Von den kurzen Wegen bezüglich der Einlagerung des Feuerholzes, über die Verteidigungsanlagen, die eine Rundumabsicherung der Burgmauern garantieren, bis zu richtigen Geheimgängen, dank der der Hausherr im Notfall von seinem Schlafzimmer aus direkt in die Verließe gelang und von dort aus mit einem Boot über den Genfer See fliehen konnte.

Mir sind auch die hölzernen Regenrinnen aufgefallen, die aus geraden Lärchenstämmen gefertigt wurden. Überhaupt ist an vielen Stellen die Architektur nicht überladen, sondern es wurde der gerade Weg zum Ziel gewählt : Ein Beispiel hierfür sind die Treppenstufen, die grob aus einem gespaltenen Stamm gehauen wurden. Das könnt ihr auf einem der Fotos sehen. Eine zweiflüglige Geheimtür im Kerker besteht ganz einfach aus zwei rechteckig zugesägten Eichenbohlen. Statt aufwändige Verbindungen zu verwenden, wurde das Holz hier absolut materialgerecht getrocknet und mit großzügig dimensionierten schmiedeeiseren Beschlägen versehen.

Im Gegensatz zu diesen geradlinigen, schlichten Lösungen beeindruckt die Sammlung der Truhen mit wunderschönen Schnitzarbeiten. Teils findet man die für die Alpenregion typischen rosettenartigen Motive, teils der französischen Gotik nachempfundene Motive, wie beispielsweise das « plie de serviette », das aussieht wie eine gefaltete Stoffbahn. Helft mir bitte, wenn ihr die deutsche Bezeichnung hierfür kennt !

Es gibt einfach so viele Details zu entdecken, dass ich euch wirklich ans Herz lege, für die Besichtigung ausreichend Zeit mitzubringen. Dieser Ausflug lässt sich übrigens hervorragend mit dem öffentlichen Nahverkehr organisieren. Da kann man dann obendrein noch die großartige schweizer Landschaft auf sich wirken lassen !

Links

Offizielle Seite des Schloss Chillon

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